Umgestaltung der Übungsschule nach den „Grundsätzen Neuer Erziehung“

Im November 1923 stellte Peter Petersen einen Antrag zur Auflösung der Übungsschule des Pädagogischen Seminars. Doch wurde beschlossen, die Schule nach den „Grundsätzen Neuer Erziehung“ umzugestalten. Im April 1924 begann der Unterricht an der neu gestalteten Schule mit dem Lehrer Hans Wolff in einer jahrgangsgemischten Gruppe der Jahrgänge eins bis vier. Die Schule arbeitete ohne zusätzliche finanzielle Mittel und mit den üblichen Lehr- und Unterrichtsmaterialien einer Volksschule. Petersen und Wolff beschrieben den Schulalltag in ihrem Bericht "Eine Grundschule nach den Grundsätzen der Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschule", der Denkanstöße für neue Schulwege lieferte. Die umgestaltete Schule veränderte den traditionellen Schulraum in eine „Schulwohnstube“ mit einfachen Tischen und zusammenlegbaren Stühlen, die von den Schülern selbst bewegt werden konnten.

(Petersen/Wolff: Eine Grundschule nach den Grundsätzen der Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschule 1925, S. 6)

„Irgendwelche schematische Nachahmung ist […] nicht möglich, da ein Schulleben nicht nachgemacht werden kann, wie z.B. eine Unterrichtsmethode. […] Für diese Dinge finden sich in unserem Berichte […] nur allgemeine Regeln und Anregungen. Die Anwendung für die einzelnen Fälle bleibt den schöpferischen Kräften des betreffenden Lehrers überlassen. […] Wir sind weit davon entfernt, zu meinen, den Weg gefunden zu haben, meinen vielmehr, daß es vieler gemeinsamer Arbeit bedarf, um deutlichere Richtlinien für die neue Schultätigkeit zu gewinnen, ja, daß es niemals gelingen wird, den besten Weg zu finden, wohl aber eine große Anzahl guter und bester Wege.“ 

Petersen/Wolff: Eine Grundschule nach den Grundsätzen der Arbeits- und Lebensgemeinschaftsschule 1925, S. 2

In der Einführung zu ihrer Beschreibung des Schulalltages grenzen sich Peter Petersen und Hans Wolff in scharfer Weise von der Rein’schen Übungsschule ab: „Anordnung der Kinder in der heute noch an den allermeisten Schulorten üblichen Form auf Bänken mit schwarzen Tischen davor, die Bänke untereinander durch eiserne Laufschienen verbunden, ein starres System, aufgereiht vor dem Podium, auf dem das Pult steht, der letzte Rest des die mittelalterliche Schulstube zierenden hohen Katheders; es fehlte nicht eine an Folterinstrumente mahnende verstellbare Strafbank, in die der unruhig sitzende Schüler zur Besserung seiner ‚Haltung‘ eingespannt werden konnte.“ 

Bildquelle Gruppenarbeit Wolff: Peter Petersen Archiv Vechta
Bildquelle Möbel/Kalenderblatt: Carolin Barthel | ZLB