Bildungs- und schulpolitische Kontexte: Thüringen

1921 wurde der Sozialdemokrat Max Greil Thüringer Volksbildungsminister. Er verfolgte ein schulpolitisches Programm zur „Neugestaltung des gesamten Thüringer Schul- und Bildungswesens vom Kindergarten bis zur Universität im Sinne der Einheits-, Gemeinschafts- und Arbeitsschule“. Greil betonte die Bedeutung der Volksschule für die Bildungsqualität eines Volkes und setzte sich für eine universitäre Ausbildung der Volksschullehrer ein. Verabschiedet wurden 1922 u.a. ein Schulaufbaugesetz (Einheitsschulgesetz) und ein Lehrerbildungsgesetz, das die volluniversitäre Lehrerbildung an der Landesuniversität Jena gegen verbreitete Widerstände durchsetzte. Für die Lehrerbildung richtete Greil an der Universität eine Erziehungswissenschaftliche Abteilung ein und berief u.a. den Reformpädagogen Peter Petersen. Viele Maßnahmen Greils wurden nach dem Ende der sozialistischen Landesregierung wieder aufgehoben.

Bildquelle Amtsblatt: Universitätsarchiv Jena (UAJ)

Zur Erziehungswissenschaftlichen Abteilung gehörte das Pädagogische Seminar mit der Übungsschule. Nach Ausnahmezustand unter Reichswehreinmarsch und dem Ende der sozialistischen Landesregierung löste die nun rechtskonservative, völkisch-nationalsozialistisch tolerierte Landesregierung des „Thüringer Ordnungsbundes“ diese „Erziehungswissenschaftliche Abteilung“ zum 13. Mai 1924 wieder auf. Daraufhin bildete Petersen am 14. Mai 1924 das Pädagogische Seminar zur „Erziehungswissenschaftlichen Anstalt“ für Forschungs- und Lehrerbildungszwecke um. Die Lehrerbildung wurde ihr aber 1928 wieder entzogen und einem der Universität angegliederten Pädagogischen Institut übertragen.

Bildquelle Erziehungswissenschaftliche Anstalt (EA): Peter Petersen Archiv Vechta (PPAV)