Zum Hintergrund und zur Entstehung der Ausstellung
2024 jährt sich zum 100. Mal der Beginn der Schulpraxis, die unter dem Namen „Jenaplan“ national und international berühmt wurde. Mit ihr wurde Jena ein wichtiger Wirkungs- und Symbolort moderner Pädagogikgeschichte.
Zur historischen Einordnung
1923 berief der sozialdemokratische Thüringer Volksbildungsminister Max Greil den Hamburger Reformpädagogen Peter Petersen auf den Pädagogik-Lehrstuhl der Landesuniversität Jena. Petersen wandelte die bestehende universitäre Übungsschule in eine nach den Grundsätzen „Neuer Erziehung“ gestaltete Schule um, die am 28. April 1924 ihren Schulbetrieb aufnahm und seit 1926 den Namen „Universitätsschule“ trug. Die von Walter Dexel und dem Bauhaus-Möbeldesigner Erich Dieckmann ausgestaltete neue Schule wurde ein wichtiger Bestandteil des „modern-liberalen Jenas“. 1927 stellte Petersen diese Universitätsschule, in der Kinder unterschiedlicher Begabungen und Lebensvoraussetzungen gemeinsam bis zum achten Schuljahr leben und lernen konnten, dem vierten Kongress der New Education Fellowship im schweizerischen Locarno vor. Dabei prägten Teilnehmerinnen den Begriff „Jenaplan“. Im gleichen Jahr veröffentlichte Petersen seinen Locarno-Vortrag unter dem Titel „Der Jena-Plan einer freien allgemeinen Volksschule“. Dieser später als „Kleiner Jenaplan“ bezeichnete Text gehört zu den wirkungsvollsten pädagogischen Schriften. Petersen war international besonders engagiert und gab seit 1926 die Buchreihe „Die Pädagogik des Auslandes“ heraus. Weitere Schriften und Vorträge folgten und etablierten ihn international.
Das Jubiläum „100 Jahre Jenaplan-Pädagogik – gegenwarts- und zukunftsfähige Schulen entwickeln“ erinnert an diese Vorgänge. Jena trägt für dieses Jubiläum eine besondere Verpflichtung. Hier entstand die Schule, an der sich die pädagogische Richtung entwickelte, die Jenas Namen trägt. Das Jubiläum thematisiert die Entstehung der Jenaplan-Pädagogik im demokratischen Kontext der Weimarer Republik. Das macht diese Pädagogik gegenwarts- und zukunftsfähig.
Petersens 2009/10 öffentlich debattiertes widersprüchliches Verhalten in der NS-Zeit ist nicht Gegenstand des Jubiläums, wird jedoch auf der Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Befunde angemessen berücksichtigt und innerhalb einer Kachel näher betrachtet.